Gesund & Leben, November 2022

55 www.gesundundleben.at 11/22 abgebaut werden und der Patient bzw. die Patientin in weiterer Folge wieder resozialisiert und ins Leben integriert werden können. Kommt ein Patient bzw. eine Patientin neu auf die Abteilung, gehe es in erster Linie darum, etwaige Selbst- bzw. Fremdgefährdung zu erkennen und hintanzuhalten, sagt der Mediziner. Ansonsten werden bei der Aufnahme Untersuchungen wie Bildgebung vom Kopf, Lungenröntgen, EEG sowie Untersuchungen im Labor vorgenommen. Neben der Behandlung mit Psychopharmaka haben nicht-medikamentöse Therapien einen großen Stellenwert. In den Visiten arbeiten Ärztinnen und Ärzte unter anderempsycho-edukativ: „Wir sprechenmit den Patientinnen und Patienten über ihre Erkrankung. Das Ziel ist es, dass der Patient über sich und seine Erkrankung Bescheid weiß.“ Der Therapieplan wird individuell auf den Menschen zugeschnitten. Um Struktur in das Leben der Betroffenen zu bringen, wird im Tagraum auf einem Monitor der Tagesplan abgebildet. Die Auswahl ist groß: Neben psychologischen Gruppen- und Einzeltherapien gibt es Ergo-, Sport- und Physiotherapie. In einer Kreativwerkstätte können sich die Patientinnen und Patienten künstlerisch ausdrücken. Auch ein Pädagoge ist Teil des Teams: „Es gehört zum Beispiel dazu, zu lernen, wie man eine Beziehung gestaltet. Viele haben hier großenNachholbedarf.“ KLARE STRUKTUREN Ander Abteilung gibt es einLockerungs- undVerlegungskonzept, das nach einemStufenplan arbeitet. An der Akut-Station beginnt die Therapie, danach folgt die Reha-Station, an der die Patientinnen und Patienten mehr Freiheiten genießen, aber auch mehr Selbstverantwortung übernehmen und beispielsweise einen Einkauf planen oder in der Therapieküche kochen. In eigenen Kojen haben sie die Möglichkeit, Besuch zu empfangen. Direkter Kontakt ist auch möglich, allerdings seit der Pandemie stark eingeschränkt. Aus ganz Österreich kommen die Patientinnen und Patienten, meist erfolgt der Weg über die Justizanstalten. Hafners Berufsalltag ist abwechslungsreich: Er hat laufend Kontakt mit Anwälten, Gutachtern, Richtern und Angehörigen. Gefährlich wird es höchst selten: „Ich habe ein erfahrenes Team, das potenzielle Gefahren gut einschätzen kann. Wir sind gut geschult und Übergriffe finden wenig bis gar nicht statt“, sagt Hafner. Die beste Maßnahme sei, wachsam und aufmerksam zu sein, fügt der Mediziner hinzu. Für ihn ist es besonders wichtig, eine Beziehung zu seinen Patientinnen und Patienten aufzubauen: „Es ist eine große Herausforderung, einen Zugang zu den Patienten zu schaffen, sie ins Boot zu holen und eine tragfähige Beziehung aufzubauen. Der Maßnahmenvollzug ist für viele Patientinnen und Patienten eine große Chance, in ein autonomes Leben zurückzufinden, auch wenn die Chance oft erst auf den zweiten Blick als solche erkannt wird.“ Christoph Hafner hat sich während seiner Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin für die forensische Medizin entschieden und es bis heute nicht bereut: „Wir betreuen die Menschen über einen langen Zeitraum, oft über viele Jahre. Man sieht die Entwicklung, die Fortschritte. Ich empfinde es als sinnstiftend.“ Um die Abteilung mit insgesamt 85 Betten gut in Betrieb halten zu können, sucht der Leiter Ärztenachwuchs. Und so wie die Patientinnen und Patienten aus ganz Österreich kommen, ist es auch für Ärztinnen und Ärzte wie Hafner, der in Wien lebt, möglich, in Mauer zu arbeiten. Das ermöglicht etwa ein Shuttle-Service vomBahnhof Amstetten oder die Dienstwohnung. Viele Lebensgeschichten und viel Abwechslung bestimmen den Arbeitsalltag an der Abteilung für Forensische Psychiatrie. Es sind die verschiedenen Blickwinkel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die miteinander die Patientinnen und Patienten bestmöglich auf ihremWeg begleiten. DANIELA RITTMANNSBERGER n IMPRESSUM Herausgeber: NÖ Landesgesundheitsagentur, 3100 St. Pölten. Projektleiter: Matthias Hofer, NÖ Landesgesundheitsagentur. Verleger: ÄrzteVerlag GmbH, Währinger Straße 65, 1090 Wien. Geschäftsführung: Komm.-Rat Axel C.Moser,Mag.Philipp Ita.Mitglied der Geschäftsleitung: PetraHubert-Schimek,Redaktionsleitung: NÖ Landesgesundheitsagentur, Stabsstelle Kommunikation.Chefredaktion: Michaela Neubauer, MA. Chefin vom Dienst: Mag. Karin Schrammel. Artdirektion: Verena Ohnewas, BSc (Ltg.), DI Lissa Weissenbacher (Kabane 13 MedienGesmbH). Coverfoto: Barbara Nidetzky. Redaktion: Mag. Jacqueline Kacetl, BA, Karin Lehner, Mag. Sandra Lobnig, Christiane Mähr, Daniela Rittmannsberger, Mag. Karin Schrammel, Claudia Sebunk, Dr. Doris Simhofer. Key Account: Gerlinde Taferner.Redaktionsadresse&Medieninhaber: NÖ Landesgesundheitsagentur, Stattersdorfer Hauptstr. 6, 3100 St.Pölten.Hersteller: Druckerei Berger, 3580Horn.Aboservice: Tel.: 01/9611000-190, abo@gesundundleben.at. Einzelpreis: Euro 2,40 Abopreis: Euro 19,90/Jahr. G&L erscheint 10x/Jahr. Seiten, diemit „Werbung“ oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß §26Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige oder auszugsweiseWeiter- oder Wiedergabe, gem. §44 Abs. 1 und 2Urheberrechtsgesetz. Zielgruppe &Richtung des Magazins: Gesundheitsrelevante und medizinische Informationen für gesundheitsbewusste und gesundheitsinteressierte Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher. P.b.b. Erscheinungsort: St. Pölten. Verlagspostamt: 1090 Wien. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz siehe www.gesundundleben.at. 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